Die Aufgabe zu übernehmen, einen Nachruf zu schreiben, fällt immer schwer – und das umso mehr, wenn es sich dabei um einen Menschen handelt, mit dem man über viele Jahre intensiv und vertrauensvoll zusammengearbeitet und den man sehr geschätzt hat.  

Im September des vergangenen Jahres tagten wir erneut in Iserlohn mit der Kommission zur Verleihung des DSLV-Förderpreises, den Maria Windhövel initiiert und dessen Jury sie bis 2014 fünfzehn Jahre lang geleitet hatte. Wir wussten von ihrer Krankheit, hofften aber zugleich und wünschten ihr, dass sie sie überwinden könnte. Als wir sie jedoch einluden, uns – wie im Vorjahr – zu besuchen und sie uns absagen musste, da ahnten wir Schlimmes. Und so ist es nun auch gekommen:  Am Ende gewinnt immer die Zeit und ein Leben gelangt unerbittlich an sein Ende. Was bleibt, ist Traurigkeit für uns alle und für mich die Aufgabe zu schreiben, was ich eigentlich lieber nicht schreiben möchte …                                                        

Maria Windhövel hat für immer die Augen geschlossen – sie starb am 10. Januar 2017 im Alter von 78 Jahren in ihrem Zuhause in Iserlohn. Wenn man weiß, wie es zuletzt um sie stand, dann muss man dankbar dafür sein, dass der Tod sie von einem langen Leiden erlöst hat, von dem es für sie kein Entrinnen mehr zu geben schien.

Nicht nur der DSLV, der ganze Sport in Nordrhein-Westfalen hat mit ihr eine prägende Persönlichkeit verloren. Sieht man sich an, welche Aufgaben sie übernommen und welche Funktionen sie ausgeübt hat, dann kann man ermessen, wie unendlich viel Maria Windhövel über Jahrzehnte hinweg für den Sport in unserem Bundesland geleistet hat. Auf Vorschlag unseres Verbandes wurde sie im  März 2013 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für ihre Verdienste um den Sport und den Schulsport in Nordrhein-Westfalen geehrt. Sie ist auch Trägerin der Sportplakette des Landes NRW – der höchsten Auszeichnung, die das Land im Bereich des Sports vergeben kann. Und die Ehrenmitglied-schaften, die ihr  im Präsidium des Landessportbundes NRW ebenso wie in unserem DSLV-Landes-verband  verliehen wurden, sind weitere Belege für die große Wertschätzung, die sie sich durch ihre Verdienste erworben hatte. 

Mitglied im DSLV wurde Maria Windhövel im Jahre 1970. Ihr Ehrenamt im Vorstand trat sie 1987 an – sie hatte einen Leserbrief an unsere Fachzeitschrift geschickt, in dem sie energisch Stellung bezog gegen eine nach ihrer Auffassung allzu konservativ-rückwärtsgewandte und also nicht mehr zeitgemäße Schulsportkonzeption eines Kollegen aus einem anderen Bundesland. So war Maria: Wo sie etwas nicht in Ordnung fand, da meldete sie sich zu Wort. Ihr Brief wurde abgedruckt und was sie schrieb, gefiel dem damaligen Präsidenten unseres Verbandes. Sie hatte zu dem Zeitpunkt als Fachleiterin in Oberhausen bereits sechzehn Jahre lang jede Menge junger Sportlehrkräfte ausgebildet und sich damit in der Schulsportpraxis mehr als hinreichend bewährt. Als sie dann gefragt wurde, ob sie bereit sei, im Vorstand mitzuarbeiten, da sagte sie zu.

Fast fünfundzwanzig Jahre lang, bis zum Jahr 2011, war Maria Windhövel dann Vizepräsidentin unseres Landesverbandes. Ich kam zu Beginn der neunziger Jahre dazu – also haben wir bis zu meinem Ausscheiden aus dem Vorstand mehr als zwanzig Jahre lang zusammengearbeitet. Sie hat unsere gemeinsame Arbeit im Vorstand durch ihre vielen Anregungen, Ideen und Initiativen ganz wesentlich beeinflusst und geprägt. Dabei war alles, was sie sagte und dachte, immer sehr perspektivisch und pragmatisch nach vorn gerichtet. Und das nicht, ohne da, wo es ihr nötig erschien, ihre eigene Arbeit und die des Verbandes auch selbstkritisch in den Blick zu nehmen. Sie verstand es immer wieder, für ihre Ansichten und Positionen zu werben und die anderen Mitglieder des Vorstandes bei Entscheidungen hinter sich zu bringen. Maria war keine Frau für den unverbindlichen Gestus des „Man müsste…“, „man könnte…“, „man sollte…“, dem man gerade in der Lehrerschaft so häufig  begegnet  – nein, sie hat immer „gemacht“!  Sie hat die Dinge vom Ende her gedacht, die damit zusammenhängenden Probleme und Schwierigkeiten geklärt und zugleich realistisch eingeschätzt, was man ehrenamtlich zu leisten imstande war, und dann hat sie sich an die Arbeit gemacht – und hat uns mitgezogen und an ihre Seite gebracht.

Und wo hat sie nicht überall im Schulsport gewirkt:  Sie war als Lehrerin auch schon in ihren frühen Jahren als Beauftragte für den Schulsport tätig, übernahm 1974 das Amt einer Volksschulkonrektorin,  wurde 1999 übergeleitet in das Lehramt Sekundarstufe I, war 34 Jahre lang bis 2004 Fachleiterin für Sport am Studienseminar in Oberhausen – ganze Generationen von Sportlehrerinnen und Sportlehrern sind von ihr ausgebildet worden. Sie nahm als Mitglied der Zentralen Arbeitsgruppe zur Curriculum-Entwicklung und als Leiterin der Lehrplankommission Hauptschule an der Erstellung der „großen“ Richtlinien und Lehrpläne teil, die 1981 in Kraft traten – und war auch an deren späterer Revision beteiligt. Sie hat in unzähligen Arbeitsgruppen und Ausschüssen mitgearbeitet oder diese geleitet; im Verband gab sie den Anstoß für den (nun im siebzehnten Jahr bestehenden) Wettbewerb um die  „Beste Examensarbeit im Fach Sport“ – und sorgte auch dafür, dass  Sponsoren für das Preisgeld gefunden wurden. Dass sie auch den Vorsitz der Jury bis vor kurzem innehatte, war mehr als selbstverständlich.

Über die vielen Funktionen, die sie im Landessportbund NRW ausübte (Mitglied des Präsidiums, Vizepräsidentin des Westfälischen Turnerbundes, Vorsitzende bzw. stellvertretende Vorsitzende mehrerer Ausschüsse auf Landesebene), sowie durch ihre Zugehörigkeit zu Kommissionen der Landesregierung (Vorsitz der Expertenkommission gegen Doping und Medikamentenmissbrauch) bzw. der Landesanstalt für Medien (Vollmitglied der Medienkommission und stellvertretende Ausschussvorsitzende für Forschung und Medienkompetenz) und auch als Kuratoriumsmitglied der Willibald-Gebhard-Stiftung in Essen war Maria Windhövel außerordentlich gut „vernetzt“ – manche Tür konnte auf diese Weise auch für den DSLV geöffnet, manche Kontakte für unsere Sache genutzt werden. Sie hat die Interessen unseres Verbandes in all den Gremien und Funktionen, in die sie berufen wurde, offensiv und mit gutem Blick für das Erforderliche und Leistbare vertreten. Und sie hat damit manches ermöglicht, was ohne sie so nicht entstanden wäre.

Anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes hat Maria Windhövel im März 2013 gesagt: „Das Ehrenamt hat mir mehr gegeben, als es gekostet hat. Es gibt Befriedigung.“  Dem  DSLV Nordrhein-Westfalen hat sie über die vielen Jahre, die sie für uns ehrenamtlich tätig war, außerordentlich viel gegeben.

Wir alle, die wir nun ohne sie weiterleben müssen, können ihr dafür nun nur noch dies zurückgeben: Großen Dank, große Anerkennung für das Geleistete, und eine dankbare Erinnerung an die beeindruckende Frau, die sie war. Sie wird uns fehlen.  

Für den Vorstand

Claus Thomann